Warum bin ich schlecht in Fremdsprachen?

Sprachen lernen March 6, 2014

Wenn Ihnen fremde Wörter „zu einem Ohr rein- und zum anderen wieder rausgehen“ haben Sie wahrscheinlich bereits in den  Schuljahren eine schlechte Erfahrung mit dem Lernen von  Sprachen gemacht. Das kann im Erwachsenenalter als Folgewirkung eine Verminderung Ihres Selbstvertrauens beim Lernen von Fremdsprachen haben.

Tatsache ist, dass einige Menschen beim Lernen von Fremdsprachen besser sind als Andere. Jeder ist aber fähig, eine Fremdsprache zu lernen. In Europa können mehr als 90 % der Menschen in Luxemburg, Lettland, in den Niederlanden, auf Malta, in Slowenien, Litauen und Schweden ein Gespräch in einer Fremdsprache halten. In diesen Ländern sind die Einwohnerden anderen Sprachlernenden nicht etwa genetisch überlegen; sie nutzen hingegen den Vorteil einer Kombination von Umständen und Motivation.

Auch in diesen Ländern sind Millionen Menschen nicht auf natürliche Art „gute Sprachenlernende“. Dennoch haben sie eine Geläufigkeit im mündlichen Ausdruck erreicht, was beim Sprachenlernen das erste wichtige Ziel darstellt. Für Sie ist das eine gute Nachricht, denn wenn diese Leute das fertigbringen können Sie es auch.

Was macht denn also einen „schlechten“ Sprachenlernenden aus und was kann man dagegen tun?

Sehen wir zuerst einmal, welche typischen Charaktereigenschaften einen guten Sprachenlernenden auszeichnen:

Gutes Gedächtnis

Beim Lernen von Fremdsprachen ist für Erwachsene das Gedächtnis der mit Abstand wichtigste biologische Faktor. Die Fähigkeit, sich an gelernte Wörter oder Sprachblöcke zu erinnern ist grundlegend, und das fällt Einigen leichter als Anderen. Doch während ein gutes Gedächtnis wirklich helfen kann gibt es auch Methoden für Leute, die Google an Terabytes nicht übertreffen. Dann geht es um…

Gute Techniken

Wenn Sie Mühe haben, Wörter oder grammatikalische Strukturen schnell abzurufen sind Sie nicht alleine mit diesem Problem. Dann gehören Sie zur grossen Mehrheit der Sprachlernenden, die zur Erinnerung an Gelerntes auf Wiederholung zählen müssen. Lernende nutzen unterschiedliche Techniken, doch einige Dinge stimmen gewöhnlich überein (mehr darüber gibt es später).

Hörverständnis

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Es gibt bedeutende Unterschiede zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache. Auch wenn die Aussprache mit dem Buchstabieren übereinstimmt spricht man nicht genau so, wie man schreibt. So werden zum Beispiel Ausrufe oder Interjektionen – ach ja, oje, echt? – nie geschrieben und sind trotzdem ein wichtiger Teil der Aussage. Wer sich den Rhythmus und das Gefühl für die der Sprache aneignen will muss sich mit der Sprache heraussetzen und gut zuhören.

Motivation

Alles oben Erwähnte ist nutzlos, wenn die Motivation fehlt. Warum sind Schweden und Niederländer so gut im Sprachenlernen – und besonders im Englischlernen?

Ausserhalb von Skandinavien und den Niederlanden werden Schwedisch und Niederländisch nur wenig gesprochen. Um mit anderen Menschen rund um die Welt zu kommunizieren brauchen Schweden und Niederländer eine zweite Sprache, und das ist gewöhnlich Englisch. Die Menschen werden durch lokale Faktoren weitgehend begünstigt, namentlich durch die ausgezeichnete Ausbildung in Sprachen, die bereits im frühen Alter beginnt und die nationale Vorliebe für Untertitel statt Synchronisation bei den Filmen. Alle diese Gegebenheiten fördern die Motivation.

Auch ohne externe Faktoren sollte es keinen Mangel an Motivationen zum Erlernen einer zweiten Sprache geben. Sie können sowohl mit dem Wunsch nach persönlicher Errungenschaft wie mit dem Anreiz zum Verstehen des Textes Ihres Lieblingssongs oder dem genüsslichen Ansehen fremder Filme in Verbindung stehen. Denn mit der Motivation entsteht die Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren,  was gelernt werden soll.

Eine Sprache im Land lernen, in dem sie gesprochen wird bietet die Möglichkeit, einen hohen  Motivationsgrad  sicherzustellen.

Ist es von Nachteil, später zu beginnen?

Es gibt in den Sprachwissenschaften eine umstrittene Theorie, die als Critical Period Hypothesisbezeichnet wird. Sie behauptet, die Fähigkeit Sprachen zu lernen nähme mit dem Alter ab. Das ist umstritten, denn es gibt dafür kaum Beweise und zahlreiche Erwachsene, die Fremdsprachen gelernt haben und diese auf beinahe Mutterspracheniveau beherrschen beweisen das Gegenteil.

Was die Studie hingegen ausreichend schlüssig aufzeigt ist die Tatsache, dass erwachsene Sprachlernende ihren „fremden“ Akzent weniger leicht verlieren als junge. Doch sogar Muttersprachler haben lokale Akzente und es gibt nichts Langweiligeres als einen akzentfreien Ausdruck.

Ein früher Start gibt Ihnen mehr Zeit zur Anwendung der Sprache und Dinge, die man als Kind gelernt hat vergisst man selten vollständig. Sie sind zum Beispiel immer noch bevorzugt wenn Sie in der Schule eine Sprache gelernt haben und deren Anwendung selbst nach zehn Jahren Inaktivität wieder aufnehmen.

Arnold-Schwarzenegger

Ein später Start beim Lernen einer Sprache kann ein Nachteil sein – aber bestimmt keine Entschuldigung für „schlecht sein in Fremdsprachen“. Arnold Schwarzenegger kam mit 21 Jahren und sehr geringen Englischkenntnissen nach Amerika. Er hat auch heute noch einen starken Akzent, doch das hat ihn nicht davon abgehalten, ein enormer Hollywoodstar und Gouverneur von Kalifornien zu werden

Sehen Sie sich diesen Artikel über die veränderten Lernbedingungen im fortschreitenden Alter an.

Die beste Technik finden

Ob Sie „gut in Fremdsprachen“, „schlecht in Fremdsprachen“ oder etwa mittendrin sind – das wichtigste für Sie ist es, herauszufinden, welche Sprachlerntechnik für Sie die beste ist. Das hängt von Ihrer Persönlichkeit, aber auch von Ihren vorausgegangenen Lernerfahrungen ab.

So schwören zum Beispiel einige Leute auf Auswendiglernen: Grammatik und Wortschatz werden im Gedächtnis verankert. In einigen Ländern ermutigen die Ausbildungssysteme das Auswendiglernen und Studenten mit diesem Hintergrund haben vielleicht Interesse, sich an diese bewährten Techniken zu halten. Für viele Leute ist allerdings die Erfahrung des Auswendiglernens der Grund, weshalb sie sich als „schlecht in Fremdsprachen“ empfinden.

Bestens strukturierte Lektionen an einer guten Sprachschule bieten die Chance, mit einem erfahrenen Lehrer zu lernen und sich die Sprache mit anderen Studenten der ungefähr gleichen Sprachstufe anzueignen. Klassen in einer Sprachschule unterscheiden sich von jenen in Mittelschulen oder Gymnasien. Die Gruppen sind kleiner, die Studenten sind sehr motiviert (sie sind alle freiwillig hier) und die Lehrmethoden sind auf dem neuesten Stand.

Einige Studenten schwören auf Privatkurse. Der Vorteil ist offensichtlich: Sie geniessen dabei die volle Aufmerksamkeit der Lehrkraft.  Die Lektionen werden Ihrem Lernrhythmus angepasst und der Inhalt wird so lange beibehalten, bis Sie alles verstanden haben. Andere Lernende sind vielleicht vom sozialen Aspekt des Lernens in der Gruppe angetrieben.

Die Lernerfahrung sollte angenehm sein: eine Sprache lernen muss Spass machen und gleichzeitig eine Herausforderung darstellen.

Es ist für Sie auch wichtig, den Mechanismus einer Sprache, den Einfluss der einzelnen Wörter aufeinander und deren volle Bedeutung zu verstehen. Anders gesagt: die Grammatik muss beherrscht werden. Ein guter Lehrer findet heraus, wie man Grammatik interessant gestalten kann. Sie fragen nun, ob Grammatik überhaupt interessant sein kann? Das ist der Fall, wenn man sie nicht als Ziel an sich betrachtet, sondern als einen bedeutsamen Weg, seine Ideen zu kommunizieren. Dann ist Grammatik weit weniger entmutigend. Tabellen lernen kann abstumpfend sein, sich selbst ausdrücken ist es nicht.

Schlüsselelemente für das Lernen von Sprachen

Erfolgreiche Sprachlernende setzen das Lernen ausserhalb des Klassenzimmers fort und hier machen persönliche Lerntechniken tatsächlich den Unterschied aus. Lerntechniken sind sehr individuell und viele Leute nutzen von Zeit zu Zeit alle unterschiedlichen Techniken. Langeweile verhindert  erfolgreiches Lernen.

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Drei sehr wichtige Elemente des Sprachelernens sind Relevanz, Verständnis und Wiederholung.

Wenn das was Sie lernen für Sie relevant ist wird es wahrscheinlich seine Wirkung haben. Wir werden jeden Tag bombardiert mit sehr vielen unnötigen Informationen, von denen wir uns nur an Einige erinnern werden. Ein echtes Bedürfnis zum Lernen einer Sprache gestaltet den Lernprozess viel leichter. In unseren Sprachkursen werden die Themen sorgfältig ausgewählt, damit die Studenten die für sie relevanten Inhalte garantiert finden können. Die in den Lektionen behandelten Thematiken stehen in Verbindung mit lokalen Erfahrungen ausserhalb der Schulzeiten.

Das Lernen einer Sprache mit vollständigem Eintauchen in die dazugehörige Kultur gibt die Gelegenheit, etwas Neues und Interessantes über die neue Sprache zu lernen. Dieses Konzept hat unsere reichhaltige Auswahl an Sprache PLUS Kursen inspiriert, bei denen die Standardkurse durch vor Ort organisierte Aktivitäten – von Kochen bis Snowboarden – ergänzt werden.

Es ist für Sie wichtig, beim Lernen jedes Element der Sprache zu verstehen. Das gilt im Besonderen für die Grammatik, das Skelett der Sprache. Doch Grammatik lernen heisst nicht unbedingt Grammatikregeln pauken und lange, langweilige Lektionen erdulden: wenn Sie von der Sprache umgeben sind und diese brauchen, um sich selbst auszudrücken sind die praktischen Vorteile des Lernens unausbleiblich.

Für Grammatik oder Vokabular, sei es schriftlich oder mündlich, hilft die Wiederholung Ihnen, sich zu erinnern und Elemente abzurufen. Das bedeutet nicht, dass Sie einen Satz zehnmal wiederholen  müssen und dann zu etwas anderem übergehen können (auch wenn die Mnemotechnik äusserst hilfreich sein kann). Doch es ist von Bedeutung, denselben Strukturen oder Wörtern während Ihres Lernens immer wieder zu begegnen. Sie selbst müssen herausfinden, welche Art von Wiederholung für Sie optimal ist: Musik hören ist eine der möglichen Strategien. Wenn Sie vor Ort einem sportlichen Ereignis beiwohnen oder selbst Sport treiben werden Sie immer wieder dieselben Wörter hören. Alles basiert auf Training.

Vollkommenes Eintauchen in eine Sprache ist die wirksamste Art zu lernen

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Wir bei ESL – Sprachaufenthalte glauben, dass die stärkste Motivation aufkommt, wenn man die Sprache in einem Land lernt, in dem sie gesprochen wird. Dank fachkundigem Unterricht entwickeln Sie Ihre Fähigkeit zum Verstehen. In Ihrer Freizeit sind Sie umgeben von der Sprache, die Sie lernen.

Das ist nicht nur eine grossartige Erfahrung sondern hilft auch auf ganz natürliche Weise RelevanzVerstehen und Wiederholen in den Lernprozess einzubinden. Ihre Kompetenzen werden tagtäglich getestet und dank dieser Herausforderung erzielen Sie Fortschritte.

Unsere Kurse finden an einigen der weltweit faszinierendsten Orte statt – von traumhaften Surfdestinationen oder Millionenstädten nehmen Sie weit mehr als nur Sprachkenntnisse mit nach Hause.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und finden Sie mehr heraus über unsere Kurse und Reiseziele.

Also, denken Sie immer noch, Sie seien schlecht in Fremdsprachen? Sagen Sie uns warum!

Bildnachweis: Cortto via CC, Alex Hammond

 

Quellen:

Europeans and their Languages, http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_386_en.pdf

Johnson, Jacqueline S., und Elissa L. Newport. “Critical period effects in second language learning: The influence of maturational state on the acquisition of English as a second language.”Cognitive psychology 21.1 (1989): 60-99.

Lenneberg, E. Biological Foundations of Language. New York: Wiley, 1967.

Singleton, D. David Michael, und Zsol Lengyel, eds. The Age Factor in Second Language Acquisition: A Critical Look at the Critical Period Hypothesis 7. Multilingual Matters, 1995.

By Alex Hammond

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