Ist es nicht erstaunlich, wie widersprüchlich Menschen manchmal sind? Normalerweise beklagen wir uns alle darüber, wie wenig Zeit wir für Dinge haben, die über Lernen, Arbeiten, Familie und andere Verpflichtungen hinausgehen. Und jetzt, wo wir dazu gezwungen sind, einen Gang herunterzuschalten, macht uns auch das Angst.
Wie wäre es, wenn wir versuchen würden, das Beste aus der Situation zu machen? Dies ist die perfekte Zeit, kreativ zu werden und all das zu tun, was wir uns schon lange vor dieser außergewöhnlichen Situation vorgenommen haben: eine neue Sprache zu lernen zum Beispiel.
Zu Hause eine neue Sprache lernen? Ohne Lehrer? Ohne den Kontakt zu Muttersprachlern? Nur du und deine vier Wände? Das klingt aufs Erste vielleicht nach einer seltsamen Idee.
Aber du wirst überrascht sein! Vergiss erst einmal frustrierende Grammatikübungen und endlose Vokabellisten: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, deine Sprachkenntnisse mit viel Spaß und Abwechslung von zu Hause aus zu verbessern!
Hier einige Tipps:
1.- Mach auch weiterhin, was du gerne tust… nur einfach in der Sprache, die du lernst
So ist es nun einmal: Wenn du das Gefühl hast, du müsstest etwas tun, was du nicht gerne tust, um etwas zu lernen, wirst du eine Art Widerstand dagegen entwickeln.
Denk also nicht, du müsstest dich in die französischen Literaturklassiker stürzen, um deine Sprachkenntnisse zu verbessern, wenn du generell nicht gerne liest, denn dies führt vermutlich nur zu Langeweile und Frustration. Du liebst Musik? Dann hör dir einfach lieber regelmäßig Songs in der Sprache an, die du lernst.
Genauso wenig macht es Sinn, dir englischsprachige Countrymusik anzuhören, wenn du eher auf Rockmusik stehst. Über Google findest du zahlreiche internationale Bands und Künstler deiner Lieblingsgenres. Dasselbe gilt für Filme und Podcasts: Bleib bei deinen Lieblingsthemen und -inhalten und schau, ob du etwas Passendes in der neuen Sprache findest.
Auf diese Weise kannst du deine Sprachkenntnisse verbessern, ohne das Gefühl zu haben, dich dabei anstrengen zu müssen und gewinnst vielleicht ganz neue Gewohnheiten lieb.
2.- Bau die neue Sprache in deine alltäglichen Aufgaben ein
Vermutlich kannst du gerade nicht deiner regulären Arbeit nachgehen, doch auch zu Hause wird es Aufgaben geben, um die du einfach nicht herumkommst: Aufräumen, Wäsche waschen, Putzen… Wenn Kinder im Haus sind, gibt es hier natürlich besonders viel zu tun.
Warum verbindest du diese ungeliebten Aufgaben nicht einfach mit der Sprache, die du lernst und gestaltest sie dadurch etwas abwechslungsreicher?
Du könntest dir zum Beispiel beim Bettenmachen den spanischen Podcast anhören, auf den du neulich gestoßen bist. Oder beim Wischen des Badezimmerbodens den koreanischen Song mitsingen, den du vor Kurzem entdeckt hast. Vielleicht stimmen deine Nachbarn ja sogar in deinen Gesang ein und ihr macht ein richtiges Karaoke-Event daraus!
3.- Trainiere deine Sprechkompetenzen und dein Hörverständnis
Sprachkenntnisse gliedern sich traditionell in: Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen. Die ersten beiden Kompetenzen lassen sich besonders einfach zu Hause verbessern, bei den beiden anderen ist das schon eine etwas größere Herausforderung.
Vergiss nicht, dass es momentan auf der Welt zahlreiche Menschen gibt, die genau in der gleichen Situation sind wie du. Nutze diese Chance, um dich über das Internet sprachlich mit anderen auszutauschen! Wenn du schon jemanden kennst, der die Sprache, die du lernst, zur Muttersprache hat, frag ihn doch, ob er über Skype (oder ein anderes Chat-Programm) ein Tandem-Projekt mit dir macht. Oder suche über Google nach Plattformen, auf denen du dich mit Menschen austauschen kannst, die ähnliche Interessen haben wie du – davon gibt es inzwischen zahlreiche.
4.- Melde dich für einen Online-Sprachkurs an
Online-Unterricht erfreut sich nicht erst seit dem Coronavirus immer größerer Beliebtheit. Viele Schulen und Lehrer haben sich bereits an dieses neue Lernmedium angepasst. Angesichts der aktuellen Situation bieten nun immer mehr Einrichtungen Online-Kurse zu besonders fairen Preisen an – mit modernen Tools und der neuesten Technologie macht das Lernen auf diesem Weg richtig Spaß! Und bei vielen Anbietern hast du sogar die Wahl zwischen Einzel- und Gruppenunterricht.
5.- Tauch zu Hause in die neue Sprache ein
Das hast du bestimmt schon häufiger gehört: Der beste Weg, um eine Sprache zu lernen, ist eine Reise dorthin, wo du direkt in Sprache und Kultur eintauchen kannst. Nun, da dies zurzeit nicht möglich ist, schaff dir diese Situation einfach zu Hause!
Es ist ganz einfach, dich mit der neuen Sprache zu umgeben: Notiere wichtige Vokabeln auf Karteikarten und platziere sie an den unterschiedlichsten Stellen im Haus, damit du sie immer wieder siehst, ändere die Spracheinstellungen bei deinem Handy und Laptop oder bring etwas internationalen Flair in deine Küche, indem du neue Rezepte in der Sprache ausprobierst, die du gerade lernst.
6.- Such dir einen Lernpartner
Das ist nicht unbedingt etwas Neues: Wenn du jemanden hast, mit dem du deine Motivation teilen kannst, erhöht das die Chancen für deinen Lernerfolg enorm. Frag doch einfach ein Familienmitglied oder einen Mitbewohner, ob sie Lust haben, sich zusammen mit dir dieser Herausforderung zu stellen.
Dann könnt ihr nicht nur gemeinsam sprachbezogene Aktivitäten erleben und euch gegenseitig motivieren, sondern auch ein Spiel aus dem Ganzen machen. Wem fallen mehr Sätze ein, die mindestens 3 der neuen Wörter enthalten, die ihr am jeweiligen Tag gelernt habt? Wer kann einen Text verfassen, der in der Zeitform geschrieben ist, die ihr gerade lernt?
7.- Setz dir ein Ziel für jede Lerneinheit
Du musst ja nicht unbedingt das gleiche Lernpensum erreichen wie bei einem regulären Sprachkurs – versuch aber möglichst, dir für jede kleine Lerneinheit ein Ziel zu setzen. Das kann so etwas Einfaches sein wie, dass du das, was du dir zu einem bestimmten Thema in der neuen Sprache anhörst, vom Sinn her verstehst oder dass du dir neue 5 Wörter herausschreibst, die dir bei der Lektüre eines fremdsprachlichen Buchs begegnen.
Achtung: Nimm dir nicht zu viel vor! Übertriebener Ehrgeiz endet nämlich nicht selten in Enttäuschung und Entmutigung. Sei dahingehend realistisch, wo im Lernprozess du dich gerade befindest und setz dir entsprechend klare und erreichbare Ziele.
8.- Konzentriere dich auf das Wichtigste
Überlege dir, was du wirklich brauchst, um in der neuen Sprache zu kommunizieren, anstatt dich auf ganz spezifische Bereiche oder Grammatikthemen zu konzentrieren. Leg den Schwerpunkt auf typische Gesprächssituationen: Was sage ich, wenn ich etwas nicht verstehe? Wie frage ich im Supermarkt nach dem Wechselgeld?
Häufig verwendete Sätze wie „Ja, ich denke schon” sind fürs Erste nützlicher als Formulierungen wie „Meine Wohnung besteht aus xx Zimmern” oder „In meinem Mäppchen befinden sich xx Dinge“.
9.- Verlass dich nicht auf deine anfängliche Begeisterung
Das ist eine Tatsache: Vielen von uns mangelt es an Durchhaltevermögen. Leider neigen wir dazu, immer wieder den gleichen Fehler zu begehen und zu denken, dass die anfängliche Begeisterung für eine Sache ausreicht, um dann jedoch festzustellen, dass wir schon einige Tage später keine Power mehr haben.
Kalkuliere das also jetzt schon mit ein. Wenn du an diesem Punkt unseres Beitrags angekommen bist, hast du ja bereits einige Ideen gesammelt, wie man eine Sprache von zu Hause lernen kann. Denk also nicht nur „Oh wow, das mache ich auf jeden Fall”, sondern überlege dir genau, welche der genannten Ideen für dich realistisch sind. Such dir ein paar davon aus und plane täglich eine feste Zeit ein, um diese umzusetzen.
10: Träume nicht nur von deiner nächsten Sprachreise, sondern plane diese auch
Bereiten wir uns also in der Zwischenzeit nicht nur innerlich auf die zurückkehrende Normalität vor, sondern nutzen wir die Zeit, um all die Dinge, die wir gerne tun und auch bald wieder tun werden, in aller Ruhe zu planen. In deinem Fall: Du hast in dieser Zeit der Isolation so hart an deinen Sprachkenntnissen gearbeitet – wie wäre es, wenn du dich dafür selbst mit einem Sprachkurs an einem Ziel deiner Wahl belohnen würdest?
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