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Es ist ein erhebendes Gefühl, zum ersten Mal ein Gespräch in einer Fremdsprache zu führen. Das ist der Moment, in dem Ihnen bewusst wird dass Sie Ihnen bis kürzlich unbekannte Worte aussprechen – mit grammatikalischen Regeln, die Ihnen neu sind. Sie fordern Ihr Gehirn heraus und Ihr Gehirn macht mit.
Bald einmal verlieren Sie die Angst vor dem Sprechen einer anderen Sprache. Bestimmt sind die Sätze nicht so elegant wie in Ihrer Muttersprache und der stellt sich Fortschritt schrittweise ein, doch die Gespräche werden fließender und Sie sprechen immer natürlicher.
Wenn Sie sich dann entschließen, eine dritte Fremdsprache zu lernen sind Sie schneller bereit, diese in Angriff zu nehmen. Was sollte Ihnen denn noch Angst machen? Sie haben bereits Übung im Beherrschen einer anderen Sprache, Sie haben dank Ihrem Erfolg viel Selbstvertrauen erlangt.
Mit dem Erlernen mehrerer Fremdsprachen entwickelt sich nicht nur Selbstvertrauen. Kompetenzen, Wissen, Techniken und Wahrnehmungsfähigkeiten, über die Sie vorher nicht verfügen konnten entwickelten Sie bereits mit dem Lernen der ersten Fremdsprache. Dieses Können werden Sie beim Lernen jeder zusätzlichen Sprache wieder einsetzen. Und viele dieser Kenntnisse können Sie auch auf andere Bereiche Ihres Lebens übertragen.
Wortschatz und Grammatik
Die meisten europäischen Sprachen haben eine große Anzahl gemeinsamer Wörter. Das vulgäre Latein verbreitete sich durch römische Söldner und Händler in ganz Europa und hat sich zu verschiedenen Sprachen entwickelt. Wenn Sie jedoch eine romanische Sprache beherrschen (Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch sind die wichtigsten unter ihnen) erkennen Sie zahlreiche gemeinsame oder sehr ähnliche Wörter in der anderen romanischen Sprache. Genauso teilen auch die germanischen Sprachen viele Wörter und Strukturen. Die Logik der Sprachen ist übertragbar.
Englisch ist eine germanische Sprache mit vielen romanischen Einflüssen, es gibt also zwischen den romanischen und germanischen Sprachen viele Verbindungen.
Deana Kodele, ESL Regional Manager in Slowenien, spricht ungefähr sieben Sprachen. („Wenn man das Erzählen von Scherzen als Kriterium für die Kenntnis von Fremdsprachen anerkennt – dann spreche ich neun Sprachen! Wenn das Kriterium im Absolvieren von international anerkannten Zertifikaten besteht sind es fünf.“) Sie sagt, dass „es hilft, wenn man verschiedene Sprachen einer selben Gruppe spricht, denn die Grammatik ist gewöhnlich ähnlich strukturiert und vermittelt eine Basis zum Vergleichen, die es dann leichter macht, sich an die grammatikalischen Strukturen zu erinnern. „
„Jede Erfahrung beim Erlernen von Fremdsprachen ist eine sehr Nützliche“ meint Deana. „Man lernt nicht nur die Zielsprache sondern auch eine Menge über seine Muttersprache… Wenn Sie dann Sie Fremdsprache einmal beherrschen können Sie diese mit anderen Sprachen vergleichen und damit den gesamten Lernprozess erleichtern.“
Auch wenn Sie eine Sprache lernen, die der vorher gelernten nicht sehr nahe steht können Sie viele dieser Vorteile nutzen. Vertrauen und Konversationskompetenzen sind wesentlich für Ihre Fähigkeit, die neuen Sprachen zu lernen. Doch für eine flüssige Anwendung der Sprache ist es wichtig, die Grammatik zu beherrschen. Auch hier gilt: je mehr Sprachen Sie sprechen, desto besser verstehen Sie die Grammatik.
Die einzelnen Sprachen weisen die unterschiedlichsten Grammatikformen auf. Wenn Sie jedoch die Funktion jedes Satzteils verstehen und wissen, dass diese Satzteile bei den verschiedenen Sprachen nicht unbedingt in derselben Reihenfolge stehen müssen haben Sie beim Erlernen einer neuen Sprache einen entscheidenden Vorteil.
Wenn Sie es sich erst einmal gewohnt sind, sich auch außerhalb des Schemas Ihrer Muttersprache zurechtzufinden finden Sie es sofort leichter, eine andere Sprache zu lernen. Empfinden Sie die Grammatik als Aufhänger für den Sinn einer Sprache!
Übertragbare Kompetenzen
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Ebenso wichtig wie Grammatik und Wortschatz ist die Methode des Lernens. Die Lernmethoden sind von einer Person zur anderen sehr unterschiedlich und Sie müssen herausfinden was Ihnen am Besten entspricht. „Die Erfahrung des Lernens einer Fremdsprache ist für Sie auch allgemein gesehen sehr nützlich,“ sagt Deana, „Sie entwickeln Ihre eigene Lerntechnik und entdecken, was Ihnen am meisten hilft: Lernen durch Zuhören, Hören, Sehen (und) Interagieren. „
Deana empfiehlt eine Mischung aus formellem Unterricht, Eigenstudium und Eintauchen in die Sprache, doch sie meint auch: „Es ist sehr wichtig, eine gute und korrekte Basis für eine Fremdsprache zu schaffen, denn die am Anfang begangenen Fehler sind schwierig auszurotten. Deshalb sollten Sie für die Erstellung dieser Basis den Sprachlehrern vertrauen. Selbstverständlich können Sie eine Sprache selbständig lernen, doch der Input eines Lehrers zu Beginn des Lernprozesses stellt sicher, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Sie werden dann nach und nach alle Stufen kennenlernen, die beim Erlernen einer Sprache auftreten und sehen, wie diese zu bewältigen sind.
Eines der irritierendsten Elemente eines Lernvorgangs zum Beispiel ist die gefürchtete Stagnation. Nach vielen schnellen Fortschritten lässt der Wortfluss plötzlich nach und Sie meinen, Sie würden über Ihre eigenen Wörter stolpern. Jeder Sprachlernende kennt diese Situation.
Wenn Sie bereits eine Fremdsprache gelernt haben wissen Sie, wie man diese Stagnation erkennen kann und wie man damit umgeht. Deana rät Allen (und ESL ist damit vollständig einverstanden) viel Zeit mit totalem Eintauchen in die Sprache zu verbringen. Mit dem Eintauchen in die Sprache die Sie lernen zwingen Sie Ihr Gehirn, besser zu arbeiten. Sie erhalten auch mehr Anreize in der Sprache, die Sie gerade lernen.
Wenn es Ihnen nicht möglich ist, ein vollständiges Eintauchen zu erreichen gibt es eine andere Möglichkeit, mit dem Stagnieren im Lernprozess einer Fremdsprache zurechtzukommen. Die Erfahrung wird Ihnen helfen zu begreifen, was wirklich funktioniert.
Mehr Nutzen als Sie erwarten
Wenn Sie in der Grammatik einer Fremdsprache denken können haben Sie Ihr Gehirn bereits besser entwickelt – ganz im Gegensatz zu Leuten, die nur eine Sprache beherrschen. Untersuchungen mit zweisprachigen Kindern haben aufgezeigt, dass zweisprachige Menschen Herausforderungen, die logische Gedankengänge voraussetzen, anders angehen.
Der Langzeit-Vorteil der Mehrsprachigkeit (einschließlich bessere Berufsaussichten) wird bestens dokumentiert. Doch nach dem wirklich motivierten Lernen einer ersten Fremdsprache ist das nur die erste Etappe einer lebenslangen Reise.
Wenn Sie mehr als eine Sprache sprechen ist es leichter, eine Andere zu lernen. Und eine Andere, und eine Andere…
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