Ich musste nicht lange überlegen, als sich mir die Chance für eine einwöchige Sprachreise nach Florenz bot. Zum einen, weil ich schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, mein Italienisch etwas aufzubessern (Hallo vergessene Grammatik!), zum anderen weil ich so die Gelegenheit hatte, wieder eine Woche in der Toskana zu leben. Nicht ohne Grund hatte es mir mein knapp einjähriger Aufenthalt in Siena vor knapp zehn Jahren ziemlich angetan. Zeit, die Erinnerungen – und meine Sprachkenntnisse – wieder aufzufrischen…
Ich komme an einem Sonntagnachmittag in Florenz an und beziehe mein Zimmer bei meiner Gastfamilie mitten im Zentrum von Florenz – Patrizia und Chiara sind ein eingespieltes Mutter-Tochter-Gespann und nehmen mich herzlich auf. Wir quatschen ein paar Sätze, natürlich auf Italienisch, doch aufgrund des schönen Wetters zieht es mich schnell nach draußen.
Ich tauche wieder, wie damals, in den sonntäglichen Trubel der Altstadt ein, spaziere vorbei an der Basilica San Lorenzo, der Kathedrale Santa Maria del Fiore, am Palazzo Vecchio und den Uffizien, hinweg über die berühmte Ponte Vecchio ans andere Ufer der Stadt, in den Stadtteil Oltrarno. Hier ist es ruhiger, kaum ein Tourist verirrt sich in den aufstrebenden Stadtteil, der viele regionale Produzenten beherbergt und tolle Shops und Restaurants zu bieten hat. Ich gönne mir hier ein Abendessen mit Ausblick auf die Ponte Vecchio und den Palazzo Vecchio und spaziere langsam zurück in meine Unterkunft, um für meinen ersten Sprachunterricht am nächsten Tag fit zu sein.
Die Linguaviva, meine Sprachschule der nächsten Tage, liegt nur zehn Gehminuten von meiner Gastfamilie entfernt. Angekommen, stelle ich mich im Sekretariat kurz vor, wo ich bereits erwartet werde. Wir sind vier Schüler, die an diesem Tag einen Kurs beginnen und dürfen uns nach einer kurzen Vorstellung der Schule dem Einstufungstest stellen. Und wie hätte es auch anders sein können – die Auswertung offenbart, was mir ohnehin schon klar war. Reden und Schreiben stellen soweit kein Problem für mich da, doch die Grammatik lässt stellenweise deutlich zu wünschen übrig. Dennoch schaffe ich es aufs Niveau B2 und werde umgehend zu meiner Kursleiterin begleitet. Susanna ist bereits mitten im Unterricht, mit meinen Kollegen der nächsten Tage – Jonathan aus der Schweiz und Andrea aus Kolumbien. Ich freue mich über die kleine Kursgröße und schon stecke ich mittendrin im Wiederholen der unterschiedlichen Zeitformen, Aktiv-Passiv-Regeln und neuem Vokabular.
Genauso sehen meine nächsten Tage dann auch aus, die schneller vergehen als mir lieb ist. Vormittags besuche ich vier Stunden den Italienisch-Kurs und freue mich über die wiederkehrende Sicherheit in puncto richtiger Grammatik, nachmittags entdecke ich auf eigene Faust jene verborgenen Ecken der Stadt, welche ich bislang bei meinen Tagesausflügen von Siena aus gänzlich missachtet hatte. Und stelle dabei fest, dass Florenz noch so einiges mehr zu bieten hat, als mir bewusst war.
Mein Sprachaufenthalt in Florenz sieht neben dem vormittäglichen Besuch des Sprachkurses zudem einen Kochkurs in der Giglio Cooking School bei Marcella vor. Ich freue mich über die Abwechslung und darauf, auch Kollegen aus meinem Sprachkurs wieder zu treffen und gemeinsam zwei lustige Nachmittage in Marcellas Küche zu verbringen, wo sie uns fröhlich und doch bestimmt in die toskanische Küche einführt. Und während wir in einer kleinen Gruppe von rund 10 Personen Marcellas Anweisungen befolgen und ein dreigängiges Menü auf den Tisch zaubern, welches wir im Anschluss natürlich selbst aufessen, bessere ich nebenbei auch gleich noch meine Italienischkenntnisse in puncto Lebensmittel und Kochen auf.
Schnell stellt sich über die Woche hinweg ein Gefühl von Alltag ein. Das Gefühl, wie ein Local zu wohnen und zu leben und noch mehr in die italienische Kultur- und Lebensart einzutauchen. Es ist eine gelungene Kombination aus Sprachkurs und Aktivität mit anderen Reisenden/Lernenden sowie Zeit für eigene Aktivitäten, welche die Woche so abwechslungsreich gestaltet und wohl deshalb für all jene empfehlenswert ist, die alleine reisen und doch neue Kontakte knüpfen möchten. Mein Italienisch ist bedingt durch die Tatsache, dass ich mich nicht nur im Sprachkurs intensiv mit der Sprache auseinandergesetzt sondern auch im Alltag nur Italienisch gesprochen habe, jedenfalls ordentlich aufgebessert. Und auch wenn eine Woche zu wenig ist, um Fehler und Unsicherheiten in der Anwendung auszubessern, so war sie dennoch eine willkommene Abwechslung mit einem positiven Nebeneffekt. Wer weiß, vielleicht mache ich das nun ja öfters?
Mela schreibt auf www.individualicious.com über ihre Reisen. Vollgepackt mit Bildern erzählt sie auf ihrem Blog von ihren Road- und Städtetrips und Hotels, Cafés und Shops die sie inspirieren. In Oberösterreich geboren und in Tirol lebend, ist es kein Wunder, dass sie es gleichermaßen liebt die Berge als auch die Welt zu entdecken.
What do you think?