Den krönenden Abschluss meiner Reise durch Mexiko, die USA und Kanada stellte ein zweiwöchiger Sprachaufenthalt in Toronto dar. Kurz vor Abreise aus Deutschland (und ich meine wirklich kurz auf knapp) hatte ich es gerade noch so geschafft, mich auf das
Weltbürger-Stipendium von ESL zu bewerben. Glücklich konnte ich mich dann an die Qual der Wahl machen eine von den unendlichen Möglichkeiten Nordamerikas zu wählen. Meine Entscheidung fiel auf Toronto als Abschluss einer langen Reise. Bereut habe ich es zu keiner Sekunde. Toronto ist nicht nur eine der vielfältigsten, sondern auch eine der sichersten Städte Nordamerikas (oder zumindest fühlt es sich so an). Und so waren die Straßen nicht nur tagsüber gut zu Fuß erkundbar – aber dazu später mehr.
Die Sprachschule in Toronto hieß mich von Anfang an freundlich willkommen. Besonders Carolann vom Empfang wird mir mit ihren witzigen Sprüchen und den besten Ausgeh-Tipps noch lange in Erinnerung bleiben. Aber auch meine internationale Klasse wie meine Lehrerin Renuka haben sich einen Platz im Herzen erobert. Nach mehreren Monaten auf Reise hatte sich mein Englisch schon auf ein gutes Niveau verbessert, sodass ich es nach dem Einstufungstest in die “advanced” Klasse schaffte und am Ende auch von dieser graduierte. In meinem Kurs wurde nicht nur die Grammatik wieder aufgefrischt, sondern besonders an meinem Schreibstil und meiner Wortwahl gefeilt. Das Beste am Unterricht waren meine Mitstudenten aus aller Welt mit denen man toll über alles quatschen konnte. Egal ob wir über Partys, Sport oder Beziehungen redeten, immer wieder hieß es: “Und bei dir? Wie läuft das so in deinem Land?”. Somit habe ich nicht nur viel über Kanada, sondern auch über Brasilien, China, Kolumbien, Korea, Indien und die Türkei gelernt.
Ich habe in Toronto viel erlebt. Egal ob CN-Tower, Distillery District oder die ganzen Museen – es gab immer was zu sehen und zu erleben. Gerade Toronto mit seinem Little Italy, Chinatown oder der Portugal Distrikt ist für uns Besucher sehr interessant. Meine Top-Empfehlung ist definitiv der Distillery-District: Nicht nur mit seiner alten Bauweise hebt er sich sehr vom Rest Torontos ab, auch seine Geschäfte und die dort zu findende Kunst sind sehr reizvoll. Wer mit Kunst weniger anfangen kann, der sollte ins ROM, Royal Ontario Museum gehen. Egal ob Antike, Dinosaurier oder Biodiversität – auf über 4 Ebenen findet jeder etwas, dass ihn fasziniert. Dank meines Studentenausweises bekam ich in Toronto überall Rabatt, egal ob bei der Metro oder den Museen, beinahe überall gab es 50% Ermäßigung.
Ebenfalls einen Besuch wert sind die “First Nation Reservats” im Umland von Toronto. Und ganz tourimäßig ging es für mich auch zu den Niagarafällen, dabei habe ich noch die Gelegenheit genutzt, die ein oder andere Eiswein-Kelterei zu besichtigen. Wer will darf hier den köstlichen Eiswein probieren und so verließ ich die kleine Stadt Niagara on the Lake mit dem ein oder anderen Wein im Gepäck. Aber auch ein Besuch nach Norden, in die “Cottage Country” von Kanada, lohnt sich sehr. Kleine idyllisch gelegene Städtchen und Häuschen am See bestimmen hier das Bild. Kombiniert mit viel Wald und Ackerbau. Unglaublich faszinierend fand ich die Kultur der Amish, die ich “on the road” eines Nachmittags entdeckt habe. Ackerbau mit Pferden, alte Scheunen und Gemüse, das am Straßenrand verkauft wird. Für mich, die ich größtenteils nur kommerzielle Landwirtschaft kenne, ist es ein beeindruckendes Eingeständnis an die Simplizität und Freude des Lebens gewesen; wir brauchen keine neuen Rekorde, es reicht auch schon ein gepflückter Apfel.
Grün ist es übrigens nicht nur auf dem Land, sondern auch in Toronto selbst. Einige meiner kanadischen Freunde haben mir erzählt, dass laut Stadtplanung alle zehn Gehminuten ein Park vorgesehen ist. Ganz überprüfen konnte ich das zwar nicht, aber ich war schon überrascht wie viele Bäume sich in dieser Stadt befinden. Vielleicht wäre das ja eine Idee für die Hamburger Stadtverwaltung, so als Alternative zum Dieselverbot? Fortschrittlich ist Kanada nicht nur im “urban planning” sondern auch in der Integration. Als vollkommen abgeschottetes Land mit sicheren Grenzen hat es Kanada natürlich auch leichter, aber dennoch, Flüchtlinge werden hier nicht in Zentren konzentriert, sondern haben separate Wohnungen mit freiwilligen Helfern, die ihre Schützlinge bei der Integration unterstützen. Ich würde nicht behaupten, dass in Kanada alles besser ist, aber vielleicht würde sich für uns ein Blick über den großen Teich außerhalb von TTIP als lohnend herausstellen….Andere Länder andere Sitten, viel habe ich in Kanada gesehen, viel wird meinen Kopf noch länger beschäftigen. Was ich jedoch jetzt schon weiß: Zurückkommen werde ich auf jeden Fall!
Nach zwei viel zu kurzen Wochen war mein Sprachaufenthalt in Toronto leider schon wieder vorbei. Mit vielen Erinnerungen, neuen Freunden und einem neuen Selbstbewusstsein im Englischen stelle ich mich nun den Herausforderungen meines Studiums und wünsche allen ESL-Teilnehmern viel Spaß auf ihrer Reise. Ihr werdet es genießen und es lohnt sich auf jeden Fall!
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