Deutsche Sprache, schwere Sprache… ist Deutsch so schwierig zu lernen?

Sprachen lernen October 26, 2011

„Deutsche Sprache, schwere Sprache” ist der Satz, mit dem Deutschsprachige die Herausforderung und die Abneigung anerkennen, die dem Ruf der am häufigsten gesprochenen Muttersprache Europas anhaftet. Stimmt es denn, dass Deutsch schwerer zu erlernen ist als andere Sprachen?

Wie bei allen Sprachen auch, gibt es beim Erlernen der deutschen Sprache „schwierigere“ und „leichtere“ Elemente. Ihre persönliche Praxis beim Erlernen von Fremdsprachen hängt von Ihrem speziellen sprachlichen Background ab. Wenn Sie zum Beispiel ein bisschen Latein können oder eine slawische Sprache sprechen, erscheinen Ihnen die 4 Fälle sicher nur halb so wild! Lassen Sie uns die Gelegenheit nutzen, das übliche Gestöhne der Deutschlernenden etwas genauer unter die Lupe zu nehmen:

Schwere Sprache…

mark-twain

Twain – kein Fan

Mark Twain beschrieb die Schwierigkeiten, auf die er beim Erlernen der deutschen Sprache stieß, in einem ironischen Artikel mit der Überschrift The Awful German Language (die furchtbare deutsche Sprache). „Es gibt keine andere Sprache“, schrieb er, „die so schludrig und systemlos und gleichzeitig so schlüpfrig und schwer zu fassen ist.“ Doch wird er damit der deutschen Sprache gerecht?

Grammatikalisches Geschlecht

Mit dieser Eigenheit sind englische Muttersprachler nicht vertraut. Im Deutschen gibt es drei grammatikalische Geschlechtsformen, nämlich männlich, weiblich und neutral. Jedes Nennwort hat ein Geschlecht, man sagt also „das Messer“, „die Gabel“ und „der Löffel“.

Das Problem ist, dass das grammatikalische Geschlecht nicht immer dem entspricht, was man zunächst vermuten würde. So ist „das Mädchen“ neutral, während „die Spitzhacke“ weiblich ist. Wenn Sie ein Nennwort auf Deutsch lernen, müssen Sie sein Geschlecht gleich mit dazu lernen. Erfreulich: Die Endungen der Wörter bieten häufig wichtige Hinweise auf die Art des Geschlechts. So sind Wörter, die auf „ich“ oder „ling“ enden, im Allgemeinen männlich.

Fälle & Deklinationen

In der deutschen Sprache gibt es vier grammatikalische Fälle: Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv. Die Funktion des Wortes bestimmt den Fall, der wiederum den zu verwendenden Artikel bestimmt. So wird „das Mädchen“ zu „dem Mädchen“ (Dativ), wenn Sie diesem zum Beispiel etwas geben und da es zum Objekt wird, das den Artikel erhält. Im Akkusativ würde es dann heißen: „Ein hübsches Mädchen“.

Wenn Sie noch keine Übung haben, können die Fälle schon ganz schön für Verwirrung sorgen. Doch alle, die Russisch (mit 6 Fällen!), Latein (sieben!) oder eine slawische Sprache gelernt haben, haben bereits ihre Erfahrung in diesem Bereich gemacht. Vor langer Zeit gab es diese Fälle auch im Englischen, allerdings wurden diese eher großzügig eingesetzt. Im Mittelalter, als Französisch einen immer größeren Einfluss auf die Sprache nahm, verzichtete man dann schließlich ganz darauf.

Reihenfolge der Wörter

Die deutsche Sprache liebt es, Sie bis zum Ende des Satzes zappeln zu lassen! Das zweite Verb im Satz wird ans Ende des Satzes gestellt. Außerdem stoßen auch gewisse Konjunktionen (meistens weil) das Verb ans Satzende. Die Verben haben zudem die Gewohnheit, sich am Ende der Sätze aufzureihen, vor allem dann, wenn der Satz in der Vergangenheit steht. Wenn Sie aber erst einmal mit dem deutschen Rhythmus vertraut sind, wird die Reihenfolge der Wörter zu einer ganz natürlichen Sache.

Deutscher Plural

Das tut weh, ist aber unvermeidbar! Es gibt in der deutschen Sprache 5 verschiedene Pluralendungen, während Sie im Englischen ganz einfach ein „s“ anhängen und damit die Mehrzahl definieren können… Doch wie gesagt, auch im Englischen ist es nicht immer ganz so einfach: „children“, „men“ und „sheep„ sind nur drei der zahlreichen Ausnahmen, die es im Englischen bei der Pluralbildung gibt.

Nicht so schwer!

Vienna

 Stephansdom, Wien

Klingt das bis jetzt so schwer? Keine Angst, es gibt in der deutschen Sprache auch viele Dinge, die das Lernen angenehm machen.

Rechtschreibung & Aussprache sind offenkundig

Im Gegensatz zum Englischen und Französischen sagt man im Deutschen das, was man liest. Das macht die Aussprache und die Rechtschreibung einfach. Außerdem werden im Deutschen alle Silben ausgesprochen. So lassen sich Fernsehsendungen, Lieder und Gespräche in deutscher Sprache meistens gut verstehen.

Etwas Vertrautes…

Wenn Sie Englisch, Niederländisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch oder eine andere germanische Sprache beherrschen, werden Ihnen viele deutsche Ausdrücke bereits vertraut vorkommen. Wussten Sie, dass 97 der 100 meistbenutzten Wörter im Englischen germanischen Ursprungs sind?

Die Zeitfolgen sind kinderleicht

Im Deutschen ist es ganz normal, die Gegenwart auch dann zu benutzen, wenn man von der Zukunft spricht. „Ich gehe morgen ins Kino“ ist ein grammatikalisch korrekter Satz. In vielen Teilen Deutschlands und überall südlich des Weißwurst-Äquators (auch in Österreich und in der Schweiz) benutzen die Redner, wenn sie in der Vergangenheit sprechen, zu 99 Prozent das Präteritum (Ich war beschäftigt), was leicht zu lernen ist.  Vergleichen Sie das einmal mit der Auswahl an Vergangenheitsformen im Englischen oder Spanischen!

Es ist alles sehr logisch

Alle Nennwörter werden groß geschrieben – sogar Mark Twain findet, dass das eine gute Idee ist. Es gibt aber noch viele andere sehr logische Dinge in der deutschen Sprache. Sind Sie sich zum Beispiel erst einmal über das Präfix der Verben im Klaren, ist die Bedeutung des Verbs einfach zu erraten. Auf About.com gibt es einige interessante Informationen über die Präfixe deutscher Verben. Wenn Sie das grammatikalische Geschlecht und die Fälle beherrschen, werden Sie den soliden Sinn der Sprache schätzen. Gewisse Leute vermuten (zu Unrecht), dass sich das alte Klischee der humorlosen Deutschen von der Präzision der deutschen Sprache ableiten lässt, die keine Doppelbedeutungen zulässt – und die im englischen Humor bekanntermaßen ja so beliebt sind.

Viel Spaß bei der Wortgestaltung

Die deutsche Sprache ist bekannt für ihre Wortzusammensetzungen. Das heißt, dass man zwei oder mehrere Wörter aneinanderreihen kann, um ein neues Wort zu erstellen. Das längste, im Guinness Book of Records eingetragene deutsche Wort hat 79 Buchstaben. Ihnen fällt ein bestimmtes Wort gerade nicht ein? Dann kreieren Sie doch einfach ein Neues!

Also, ist Deutsch nun so schwer zu erlernen?

Einige Elemente der deutschen Sprache sind recht einfach zu erlernen, andere weniger. Allerdings hängt es sehr vom persönlichen Empfinden ab, was als leicht und was als schwer verstanden wird. Eins steht auf jeden Fall fest: Sie haben mehr Spaß und lernen leichter, wenn Sie vollständig in die Sprache eintauchen und dazu eines unserer preisgekrönten Programme nutzen!

Viel Spaß dabei!

By Alex Hammond

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