Gemäß der Europäischen Union „liegen mehrsprachige Menschen besser im Rennen wenn es gilt, die Vorteile der von Europa geschaffenen Chancen in den bildungserzieherischen, beruflichen und wirtschaftlichen Bereichen zu nutzen“. Darum ist die Fähigkeit, drei Sprachen zu sprechen, eines der wichtigsten Ziele der europäischen Sprachenstrategie.
Was immer Sie über Rettungsaktionen, Bonds, Rückzahlungen und Agrarpolitik denken – die EU übt darin ihren Einfluss aus. Gemäß eines im Jahr 2012 veröffentlichten Rapports erklären sich mehr als sieben von zehn Europäern einverstanden mit der Tatsache, dass die Menschen in der EU zusätzlich zu ihrer Muttersprache mehr als nur eine Sprache sprechen sollten. Heute kann das allerdings nur ein Viertel der europäischen Bevölkerung.
Die Strategie der Europäischen Union sieht vor, dass jeder Bürger Europas seine Muttersprache, die Sprache eines Nachbarlandes und eine dritte, internationale Sprache sprechen soll. Für die meisten Menschen dürfte dies Englisch sein. Auch wenn es nie festgelegt wurde – denn eine Minderheit französischsprachiger Funktionäre haben die europäische Sprachenstrategie fest in ihrer Hand – bestätigt der 2012 Report dass zwei Drittel der Europäer (67 %) Englisch als eine der zwei für sie nützlichsten Sprachen betrachten. Das ist bedeutend mehr als Deutsch (17 %), Französisch (16 %), Spanisch (14 %) und Chinesisch (6 %).
Mehrsprachigkeit gibt Zugang zur Welt. In Ländern, in denen die Hauptsprache von relativ wenigen Menschen gesprochen wird wurde dies schon früh erkannt. Darum haben die Niederlanden, Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland einige der höchsten Mehrsprachigkeitsraten Europas. Die Wirtschaft dieser Länder gehört seit einigen Jahrzehnten ebenfalls zu den stärksten in Europa. Vielleicht hat dies Slowenien, Lettland, Litauen und Estland ermutigt, die Mehrsprachigkeit zu fördern. Heute gehören diese Länder zu denen, die am meisten mehrsprachige Menschen aufweisen – mehr als 50 % der befragten Menschen in jedem der oben aufgeführten Länder sprechen drei Sprachen.
Im Gegensatz dazu zeigen Länder mit einer dominanten Landessprache und einer großen Anzahl Muttersprachler nicht so viel Initiative bei der Ermutigung der Mehrsprachigkeit. Großbritannien, Frankreich, Portugal, Italien und Spanien liegen alle weit unter dem europäischen Durchschnitt, wenn es um Mehrsprachigkeit geht. Ihre Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten ebenfalls sehr gelitten. Das will jedoch nicht heißen, der Grund für die wirtschaftlichen Probleme des Landes liege im Fehlen der Sprachkompetenzen. Es kann vielmehr bedeuten, dass das Verhältnis zu Fremdsprachen Etwas ausdrückt, das wahrscheinlich mit einer globalen Perspektive in Zusammenhang zu bringen ist. Deutschland und Österreich, beides offiziell einsprachige Länder, haben unter den kürzlich aufgetauchten wirtschaftlichen Unruhen weniger gelitten und beide haben höhere Mehrsprachigkeitsraten. Ihre wirtschaftliche Stärke beruht auf den Exporten.
Einige der besten Business Schulen machen die Mehrsprachigkeit ebenfalls zur Voraussetzung. INSEAD mit ihrem Hauptcampus in Paris und Ablegern in Singapur und Abu Dhabi zum Beispiel verlangt Kenntnisse in wenigstens zwei Sprachen (davon Englisch) und erklärt klar und deutlich, dass „die Fähigkeit, in mehr als einer Sprache zu kommunizieren den Menschen auf dem globalen Arbeitsmarkt einen wettbewerbsbestimmenden Vorteil verleiht und sie befähigt, in verschiedenen Kulturen effizient zu arbeiten.“
Im privaten Bereich öffnet jede zusätzliche Sprache den Zugang zu neuen Reisezielen, zu Begegnungen mit neuen Menschen und neuen Arbeitsmöglichkeiten. Eine der interessantesten Tendenzen, die in Europa nach der wirtschaftlichen Krise und seit 2010 Fuß gefasst haben ist der noch nie dagewesene Zufluss an talentierten, gut ausgebildeten jungen Menschen aus Südeuropa in leistungsfähige Wirtschaftssysteme wie jene Deutschlands oder Österreichs. 2012 etablierten sich 45’000 Italiener in Deutschland, aber auch 37’000 Spaniern und 35’000 Griechen. Weltweit operierende Unternehmen bieten zwar oft ein englischsprechendes Arbeitsumfeld, doch die Neuankömmlinge müssen dennoch Deutsch sprechen. Mit der Fähigkeit, ihre Muttersprache sowie Englisch und Deutsch zu sprechen haben diese Immigranten ausschlaggebende Vorteile bei der Suche nach einer Arbeit, die ihren Qualifikationen entspricht.
Dieses sind kalte und harte Statistiken in Bezug auf die Mehrsprachigkeit. Es gibt aber auch noch weniger handfeste Vorteile. Wenn Sie zum Beispiel mehrere Sprachen sprechen können Sie mit mehr Menschen interagieren und deren Realitäten verstehen. Jede Sprache ist ein Brillenglas, durch die man die Welt beobachten kann – und drei Brillengläser sind besser als nur zwei! Englisch sprechen ermöglicht Ihnen die Kommunikation mit fast zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt. Da bleiben aber immer noch 5 Milliarden…
Die Zukunft gehört den Menschen, die mehr als drei Sprachen sprechen. Entscheiden Sie sich also nicht für nur zwei!
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Quellen:
EU LANGUAGES AND LANGUAGE POLICY,
EUROPEANS AND THEIR LANGUAGES, Special Eurobarometer 386, June 2012
WEITER HOHE ZUWANDERUNG NACH DEUTSCHLAND IM JAHR 2012, Statistisches Bundesamt
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