In Berlin muss man sein

Reisen April 4, 2013

Als der amerikanische Präsident John F. Kennedy vor 50 Jahren auf eine Tribüne stieg, um beim Berliner Rathaus vor mehreren tausend Menschen eine Rede zu halten wurde er mit begeistertem Applaus begrüßt. Die vor zwei Jahren erstellt Mauer engte die Menschen in ihrer Freiheit ein. So konnten viele unter ihnen ihre Familien oder ihre Freunde nicht mehr sehen, weil sie von der Mauer getrennt worden waren.

So war Berlin zwanzig Jahre nach Ende des Krieges von 39-45 immer noch eine stark isolierte Stadt. Zwei grundsätzlich verschiedene Weltanschauungen prallten hier mit voller Kraft aufeinander. Leider waren die Leidtragenden – wie so oft – die einfachen Bürger. Genau an sie richtete Kennedy seine Rede, dessen Höhepunkt unterdessen zur Legende geworden ist.

Er begeisterte die Zuhörer mit der folgenden Aussage: „Vor zweitausend Jahren war es der größte Stolz eines Mannes, sagen zu können – Civis Romanus Sum – ich bin ein Bürger Roms. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz:  – Ich bin ein Berliner –„.

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Kennedys Notizen zur Aussprache (archives.gov)

Die Mauer, ein unglaublich einschneidendes Bauwerk, wurde schließlich erst 1989 zerstört. Zu diesem Zeitpunkt wurde offenbar, welche Konsequenzen die lange Vorherrschaft der Kommunisten zur Folge hatte: viele zum Scheitern verurteilte soziale Experimente sowie blutige Zwischenfälle gehörten nun der Vergangenheit an. Auf der westlichen Seite der Mauer hatte die Stadt allerdings bereits seit Jahren wieder ein etwas freieres Leben geschaffen. Die Menschen hatten dabei nicht auf das grüne Licht von Seiten der Politiker gewartet.

Künstlerische Revolution in der Musikszene

Das moderne Berlin hat seinen globalen guten Ruf als Vorreiterin in der kreativen Gestaltung mehr als verdient. Genauso wie Paris in den 20er Jahren oder New York in den 80ern verdient die deutsche Hauptstadt Anerkennung für ihre Offenheit im künstlerischen Bereich. Musikproduzenten, DJs und schaffende Künstler kommen nach Berlin, um hier inspiriert und in der Musikszene bekannt zu werden. Besucher finden eine riesige Auswahl an kreativer und innovativer Musik, die 365 Tage im Jahr für heiße Nächte sorgt. Es braucht allerdings ein wenig Durchhaltevermögen, um mitzuhalten – einige Feste dauern 48 Stunden…

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Es mag seltsam erscheinen, dass David Bowie Berlin für seinen Drogenentzug wählte. Er brauchte Distanz zu seinem früheren Leben und einen klaren Kopf. Was noch unwahrscheinlicher scheint ist die Tatsache, dass er in dieser Phase mit dem damals als „wild man“ bezeichneten Iggy Pop eine Wohnung teilte. In der Mitte der 70er-Jahre löste diese Wohngemeinschaft in Berlin bei beiden Künstlern eine sehr kreative Zeit aus, die mit den jeweils besten Alben der beiden offenbar wird. Iggy Pop brachte The Idiot und Lust for Life auf den Markt und David Bowie sorgte mit Low,Heroes und Lodger für Aufsehen.

Wir können es kaum dem natürlichen Umfeld und der berühmten Currywurst zuschreiben, dass Iggy Pop und David Bowie damals Berlin Spitze fanden. Hier konnten sie sich frei bewegen, niemand erkannte sie. Bowie kam nach einem Aufenthalt in Los Angeles, wo er die Jagd auf Prominente erlebt hatte. Das ganz normale Leben im Viertel Schöneberg gefiel ihm sehr weil, wie er feststellte, „die Leute keinen Bock hatten auf Popstars“. Die Musik, die in den beiden Dekaden 1970 und 1980 kreiert wurde identifiziert stark mit dieser damals eingeleiteten Bewegung.

Musik und Kunst – das ist Berlin!

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Foto: Davide Constanzo

In Berlin geschah nach dem Fall der Mauer etwas Ungewöhnliches: viele Leute zogen aus ihren Wohnungen aus und suchten sich anderswo eine neue Zukunft. Die Stadt war voller unbewohnter Gebäude, die zum Teil sehr großzügige Wohnungen und Sitze von offiziellen Stellen beherbergten, welche ganz einfach nicht mehr existierten – das Land gab es ja auch nicht mehr! So entstand ein Angebot an freien Wohnflächen zu sehr tiefen Preisen, das zusammen mit einem von Erneuerung inspirierten Lebensstil zu einer unglaublichen Dynamik führte. Junge Menschen fanden hier die besten Bedingungen für eine kreative Existenz vor.

Zwei Jahrzehnte später hat sich die Situation geändert. Immobilienfirmen machen das große Geld, indem sie Studios und Wohngemeinschaften zu teuren Wohnungen umfunktionieren. Sie haben es jedoch nicht fertig gebracht, den legendären Berliner Spirit auszurotten. Die unzähligen Kunstgalerien, die auftauchen und zum Teil schnell wieder verschwinden, haben diesen Geist beibehalten. Und die vielen internationalen Kunstschaffenden, die sich im Stadtzentrum niederlassen und damit nahe am Geschehen sein wollen verstärken diese Tendenz noch.

Wer sich in den Straßen von Berlin fortbewegt hat eine große Chance, Kunstgalerien oder Live Performer zu kreuzen. Hier hat niemand Angst, seiner Existenz Kreativität zu verleihen und aus seinem Leben ein Kunstwerk zu machen. Und die Stadt lässt diese Dynamik in sich einfließen…

Berlin heute

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Foto: onnola

Wer ein sogenanntes „Goldenes Zeitalter“ erlebt versteht erst Jahre später seine Bedeutung.

Wie konnten die Berliner der 20er-Jahre vermuten, was nachher kommen sollte? Auch die Hippies in den 60ern waren überzeugt, dass ihre Musik und ihre Überzeugungen noch im 21. Jahrhundert aktuell sein würden. Heute aber füllt diese Generation die Chefetagen der globalen Welt.

Jetzt ist Berlin attraktiv, jetzt läuft in dieser Stadt viel ab. Kommen Sie her und überzeugen Sie sich selbst von diesem unglaublich kreativen Ambiente!

Schauen Sie nach, was man in Berlin für weniger als €20 tun kann oder erfahren Sie mehr über einen Deutsch Kurs in Berlin.

By Alex Hammond

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